Einführung in Risikoklassen: Ein Schlüssel zur Anlageempfehlung gemäß WpHG

Mit der Einführung des Wertpapierhandelsgesetzes (WpHG) kam die gesetzliche Pflicht für Finanzdienstleister, die Eignung und Angemessenheit ihrer Anlagevorschläge für Kund:innen zu überprüfen. Ein effektiver Weg, diese Überprüfung durchzuführen, ist die Unterteilung von Finanzprodukten in sogenannte Risikoklassen.

Diese Risikoklassifizierung ermöglicht es den Dienstleistern, fundierte und individuell angepasste Anlageempfehlungen für ihre Kund:innen auszusprechen. Die Aufteilung in Risikoklassen ist dabei weitestgehend allgemeingültig, auch wenn die spezifische Einstufung von Wertpapieren, Fonds und anderen Finanzprodukten von Bank zu Bank variieren kann, da es bisher keine einheitliche Klassifizierung gibt.

Um die Risiken einer Anlage zu bewerten, werden verschiedene Modelle angewendet. Ein prominentes Beispiel ist das SRRI-Modell, das zur Einstufung von Fonds in Risikoklassen herangezogen wird. Die Berechnungen dieses Modells basieren auf den Wertschwankungen der letzten fünf Jahre, wodurch eine effektive und fundierte Risikoanalyse ermöglicht wird.

Bewertung des Risikos bei Investmentfonds

Risikoklassen liefern wichtige Informationen über die potenziellen Risiken eines Investmentfonds. Sie unterstützen Anleger dabei, ihre Risikobereitschaft einzuschätzen. Ein höheres Risiko bedeutet oft höhere potenzielle Renditen, erfordert aber auch mehr Erfahrung und Kenntnisse. Bevor man in Fonds investiert, sollte man seine Ziele in Bezug auf Kapitaleinsatz, Renditeerwartung, Anlagezeitraum und Risikobereitschaft klar definieren.

Risikoklasse 1: Ideal für sicherheitsorientierte Anleger

Fonds der Risikoklasse 1 sind ideal für sicherheitsorientierte Anleger. Sie investieren vorwiegend in festverzinsliche Wertpapiere mit kurzen Laufzeiten oder Restlaufzeiten bis etwa einem Jahr. Diese Fonds eignen sich auch für kurzfristige Anlagezeiträume. 

 Beispiele für Fonds der Risikoklasse 1:

Risikoklasse 2: Für konservative Anleger

Investmentfonds der Risikoklasse 2 sind für konservative Anleger geeignet. Sie investieren überwiegend in festverzinsliche Wertpapiere (Rentenfonds). Diese Fonds fokussieren sich hauptsächlich auf festverzinsliche Wertpapiere, können aber auch in Fremdwährungen und Aktien investieren. Sie bieten höhere Zinseinkommen und Währungsgewinne, bergen jedoch auch Kurs- und Bonitätsrisiken. Sie sind ideal für mittelfristige Anlagen.

Beispiele für Fonds der Risikoklasse 2:

Risikoklasse 3: Für gewinnorientierte Anleger

Die Fonds der Risikoklasse 3 zielen auf höhere Renditen ab und sind daher ideal für gewinnorientierte Anleger. Fonds dieser Risikoklasse streben nach höheren Renditen, hauptsächlich durch Gewinne aus Aktien-, Renten- und Währungsmärkten. Dies führt zu erhöhten Risiken durch Zins-, Währungs- und Aktienmarktschwankungen sowie Bonitätsrisiken. Ein langfristiger Anlagehorizont ist empfehlenswert, um kurzfristige Marktschwankungen und Wertverluste auszugleichen.

Beispiele für Fonds der Risikoklasse 3:

Risikoklasse 4: Für risikobewusste Anleger

Risikoklasse 4 Fonds streben nach hohen Renditen durch Investitionen in Aktien und risikoreiche Wertpapiere. Sie bieten hohe Gewinnchancen, bergen aber auch Risiken durch Schwankungen in Aktien, Währungen und Zinsen sowie Bonitätsrisiken. Ein Totalverlust ist möglich, daher ist eine langfristige Anlagestrategie empfehlenswert.

Beispiele für Fonds der Risikoklasse 4:

Risikoklasse 5: Für spekulative Anleger

Die höchste Risikoklasse zielt auf maximale Renditen ab, oft durch Hedgefonds und hochspekulative Fonds, die mit Derivaten und Leerverkäufen handeln. Diese spekulativen Anlagen bieten hohe Gewinnchancen, bergen aber auch das Risiko eines Totalverlusts.

Beispiele für Fonds der Risikoklasse 5:

Risikobewertung von Fonds mittels SRRI

Der SRRI (deutsch: Synthetischer Risiko- und Ertragsindikator) ist ein Bewertungsindikator, mit dem Investmentfonds auf fünf verschiedene Risikogruppen verteilt werden können:

Der Synthetische Risiko- und Ertragsindikator (SRRI) teilt Investmentfonds anhand historischer Preisschwankungen in Risikogruppen ein. Geringe Schwankungen führen zu niedrigem SRRI (geringes Risiko), während hohe Schwankungen hohen SRRI (hohes Risiko) bedeuten.

Der SRRI ergibt sich aus der Volatilität, die fünfjährige Schwankungen abbildet. Doch da die Berechnung nur vergangene Daten berücksichtigt, sind zukünftige Prognosen nicht möglich. Daher garantiert ein niedriges SRRI keine risikofreie Geldanlage.

Die Beurteilung der Risiken verschiedener Investitionsoptionen: 5 Kriterien zur Einschätzung

Zusätzlich zur Kategorisierung von Anlageinstrumenten in Risikogruppen gibt es andere Faktoren, die Sie bei der Beurteilung der Risiken von Investitionsformen und -instrumenten unterstützen können:

1. Was ist das Ausfallrisiko bei einer Geldanlage?

Das Ausfallrisiko beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass Anleger:innen einen Teil oder sogar ihr gesamtes Investment verlieren. Zum Beispiel, wenn Sie in die Aktien eines einzelnen börsennotierten Unternehmens investieren, besteht bei plötzlichem Kurseinbruch oder Insolvenz ein realistisches Risiko eines Totalverlusts.

2. Was bedeutet Liquiditätsrisiko bei Geldanlagen?

Das Liquiditätsrisiko bezieht sich auf die Verfügbarkeit des investierten Geldes. Bei Anlagen, die Ihr Geld über einen längeren Zeitraum binden, ist dieses Risiko höher. Im Unterschied zum Ausfallrisiko ist das Liquiditätsrisiko zeitlich begrenzt, da Sie nach Laufzeitende wieder auf Ihr Geld zugreifen können.

3. Was versteht man unter Marktpreisrisiko?

Das Marktpreisrisiko bestimmt das Risiko eines Wertverlusts einer Geldanlage aufgrund sich ändernder Marktverhältnisse. In Krisenzeiten können beispielsweise Aktienpreise temporär oder dauerhaft fallen, was zu einem Verlust in der Investition führen kann.

4. Wie beeinflusst das Inflationsrisiko meine Geldanlage?

Das Inflationsrisiko bezieht sich darauf, dass die Erträge eines Anlageprodukts unter dem Inflationswert fallen. Bei steigender Inflation, wie im Jahr 2022, erbringen einige Anlageformen, trotz positiver Rendite, effektiv keinen Gewinn mehr. Beispiel: Ein Sparbuch erzielt zwar Gewinne, doch wegen der Inflation bleibt der effektive Wert des Geldes dahinter zurück.

5. Was ist das Wechselkursrisiko bei internationalen Geldanlagen?

Das Wechselkursrisiko betrifft Anlagen in verschiedenen Währungen. Wenn Sie z.B. in den US-Aktienmarkt investieren, hängt der Wert Ihrer Anlage auch vom aktuellen Wechselkurs zwischen Euro und US-Dollar ab. Eine ungünstige Wechselkursentwicklung kann zu Wertverlusten führen, selbst wenn der Aktienkurs stabil bleibt.

Fazit: Die Wahl der richtigen Risikoklasse

Die Risikobereitschaft sowie die Risikotragfähigkeit unterscheidet sich je nach der Persönlichkeit eines Anlegers stark. Es gibt kein Patentrezept, wie viel Risiken Sie eingehen dürfen. Im Zweifelsfall ist es besser, auf ein moderates Risiko zu setzen und mit einem attraktiven Fonds dennoch gute Renditen zu erzielen.

Sicherheit von Investmentfonds

Nach dem Investmentgesetz (InvG) wird ein Investmentfonds als Sondervermögen deklariert. Dadurch ist ein Fonds vor einer Insolvenz bestens geschützt.

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